FDGB-Pokalsieg BSG Sachsenring Zwickau

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Das
dramatischste Pokalfinale
in der Geschichte
des
DDR-Fußballs

 

BSG Sachsenring Zwickau : SG Dynamo Dresden

6 : 5

Junge Welt (1975):
Wer da meinte, er habe in unserem FDGB-Pokal schon alles Denkbare an Turbulenz und Dramatik in Hitzeschlachten, in Verlängerungen oder Wiederholungen erlebt, dem eröffnete der 24. Jahrgang trotz allem ein neues Kapitel, geschrieben von Sachsenring Zwickau, das nicht an seine Niederlage glauben wollte, solange der Ball rollte, geschrieben von Dynamo Dresden, das den Sieg verlor, weil es sich schon siegen sah. Zwickau zwang den Favoriten in eine Verlängerung, es zwang ihn auch in ein Elfmeterschießen, aber für viele war er da schon geschlagen ... 2:2 (1:1, 0:0) registrierte man nach 120 Minuten, und 50 000 Hin- und Hergerissene bekamen noch den dramatischen Gipfelsturm des Elfmeter-Duells, das schließlich Zwickau 4:3 gewann. So wurde Sachsenring zum dritten Male Pokalsieger (in vier Anläufen), Dynamo Dresden aber ist nun endgültig der totale "Verlierer der Saison". Es war Dynamos dritte Pokal-Niederlage in vier Jahren ...

programm1

In Endspielen pflegt oft der Kampf (und Krampf) das Niveau zu überwuchern. Aber was eine Stunde darin geboten wurde, war leider des Unguten zu viel. Sechs gelbe Karten dürften "Endspiel-Rekord" sein. H.Schykowski, Henschel, Bräutigam (Zwickau) sowie Boden Geyer, Kotte (Dynamo) kassierten sie, und es hätte keinen überrascht, wenn auch mal eine rote dazwischen gewesen wäre. (H. Schykowski, Boden) So war die erste Stunde ein taktisches Duell, in dem Sachsenring mit schwerem Säbel agierte und Dynamo mit seinem Florett Luftlöcher bohrte.

"Wir wußten, daß Dynamo in den ersten dreißig Minuten seine entscheidenden Spielphasen hat. Mit einer sicheren Deckung wollten wir dem begegnen", sagte Zwickaus Trainer Karl-Heinz Kluge. Aber die Konter-Versuche blieben mager. Ein einziges Mal schoß Zwickau in 45 Minuten aufs Tor von Boden! Dynamo aber kam nicht "durch die Wand", es hatte nicht die dynamische Mittelfeldreihe, die dafür nötig wäre. Die Tapferkeit, eines Gert Heidlers, die Sprints eines Dieter Riedel allein reichten dafür nicht. Optisch war Dynamo souverän, aber mit magerer Effektivität.